Publiziert in der Basler Zeitung vom 3. November 2017
Die Industriellen Werke Basel sind ein Energieversorgungsunternehmen, das vor 165 Jahren aus einer wachsenden Nachfrage nach Energie entstanden ist, zuerst mit der Lieferung von Stadtgas. Seither sind die IWB an den Bedürfnissen der Wirtschaft und der Haushalte organisch gewachsen. Mit der gewollten Reduktion der Energienachfrage – im Wärmebereich durch bessere Baustandards – wird sie sich auch diesem Trend anpassen müssen. Die IWB werden dabei nicht um harte Restrukturierungsmassnahmen herumkommen. Im Zentrum stand immer, Energie zuverlässig, effizient und kostengünstig zu liefern. Das ist ein klarer Auftrag, der auch heute noch gilt und zu erfüllen ist. Er lässt keinen Raum für politische und ideologische Fantasien, wie ein Ausbau der Fernwärme unter Rückbau des Gasnetzes.
In der Wärmeversorgung konkurrenzieren sich Fernwärme und Gas, beides vom gleichen Versorger geliefert. Nichts spricht gegen Effizienzsteigerungen der Fernwärme, zum Beispiel durch Reduktion der Netztemperatur. Gas ist aber günstiger für die Kunden und auch für die IWB profitabler als die Fernwärme. Im Wettbewerb könnte man nie ungestraft ein teureres zulasten eines günstigeren Systems bevorzugen – schon gar nicht in einem schrumpfenden Markt. Zudem wird im Winter auch Fernwärme zu einem grossen Teil mit Erdgas produziert. Ein Ausbau der Fernwärme, am liebsten dank Anschlusszwang und einem Rückbau des Gasnetzes, ist aus dem Versorgungsauftrag nicht abzuleiten.
Das Vorhaben müsste paradoxerweise weitgehend mit dem profitablen Gasgeschäft quersubventioniert werden, aus dem man sich eigentlich zurückziehen möchte. Das kann nur zu Konflikten führen. Mit dem gleichzeitigen Abgang des Verwaltungsratspräsidenten und dem CEO der IWB ist dieser Konflikt nun offen zutage getreten. Mit der neuen Zusammensetzung des Verwaltungsrates dürfte die Paradoxie des Ausspielens von Gas gegen Fernwärme jetzt noch weiter zunehmen.
Der Versorgungsauftrag kann mit sich gegenseitig konkurrenzierenden Energieträgern in der heutigen Monopolstruktur und erst noch zu hundert Prozent in Hand des Staates nicht mehr glaubhaft erfüllt werden. Ideologisch motivierte Vorhaben sind nur denkbar, solange die Bezüger noch gebundene Kunden sind. Das hat aber nichts mit der Erfüllung eines Versorgungsauftrags zu tun.
Kommt noch dazu, dass sich das Gasgeschäft nicht auf die Stadt begrenzt, sondern auch die Landschaft und das aargauische Fricktal umfasst. Die dort ebenfalls gebundenen Kunden haben in diesem überalterten Konstrukt überhaupt keine Stimme – auch politisch nicht. Das war zwar schon lange als Problem erkannt, aber nicht virulent, solange die IWB ihren Auftrag als Versorgungspflicht und nicht als Umsetzung ideologischer Ziele verstand.
Es wäre deshalb logisch, das Fernwärme- und das Gasgeschäft voneinander zu trennen. Da sich das Fernwärmenetz auf das Stadtgebiet beschränkt, das Gasgeschäft aber weit über das Gebiet des Eigentümers hinausreicht, scheint naheliegend, dass die Fernwärme bleibt, wo sie ist, während das Gasgeschäft mit einer neuen Eigentümerstruktur ausgegliedert wird.
Das Problem würde sich bei einer vollständigen Liberalisierung des Gasmarktes eher unsanft von selbst lösen. Logischerweise werden sich die IWB und die Stadt sowohl gegen die Abtrennung als auch gegen die Liberalisierung wehren. In beiden Fällen würde die Einnahmequelle zur Umsetzung ihrer Strategie versiegen. Man darf gespannt sein, wie der neue Verwaltungsratspräsident dieses Dilemma an die Hand nimmt.