Es gibt Agenturen, die es sich offenbar zur Aufgabe machen, ein Trommelfeuer über die schrecklichen Folgen des Klimawandels aufrechtzuerhalten. Die Gründe dafür sind schwierig zu eruieren. Die harmloseste Interpretation ist wohl die, dass man übers Wetter immer reden kann. Dazu kommt, dass «good news» «no news» sind. Ein kleines Katastrophenszenario lässt sich immer süffig verkaufen.
Klimawissenschaft ist ein sehr weitläufiges Feld. Es gibt die seriösen Wissenschaftler, die sich ernsthaft mit den physikalischen Komplexitäten von tatsächlichen Veränderungen in der Atmosphäre befassen. Nicht beobachtbare, eventuelle Folgen des Klimawandels eröffnen aber ein wahres Tummelfeld für Pseudowissenschaft, oder neudeutsch «Junk Science». Die Studien bauen meist auf dem unwahrscheinlichen Worst-Case-Szenario auf. Für Nachschub schrecklicher Meldungen ist somit gesorgt.
In den Studien ursprünglich oft noch durchaus sorgfältig formulierte Folgerungen werden von Medienschaffenden dann gerne zugespitzt und mit einem reisserischen Titel versehen. Fertig ist die Schreckensmeldung, selbstverständlich ohne genaue Prüfung der ursprünglichen Quellen, geschweige denn deren Zitat. Beispiele gefällig? Die Bauernzeitung punktet am 7. September mit folgender SDA-Meldung: «Klimawandel schuld am Rückgang der Braunbären in Europa». Die Studie nimmt Bezug auf den Schwund der Bärenpopulation in Europa seit der letzten Eiszeit. Dass die Population zurückging, weil sich aufgrund des wärmeren Klimas der Mensch ausbreitete und die Bären grösstenteils tötete und aufass, war zu banal.
Der Beispiele gäbe es noch viele. Etwa dass die Flugzeuge in New York wegen des Klimawandels immer häufiger nicht starten könnten, weil die Pisten zu heiss seien. Dass die gleichen Flugzeuge auf Pisten in weit heisseren Ländern pünktlich starten, scheint dabei unwesentlich. Eine SDA-Meldung in der BAZ vom 29. September führt eine Studie an, welche die weltweite Verbreitung lokaler Meeresorganismen auf treibenden Trümmerteilen thematisiert und diese mit dem Klimawandel in Zusammenhang bringt. Da kann nicht einmal die Autorin der Studie etwas dafür, denn das Klima war gar nicht Thema ihrer Arbeit.
Nach englischem Sprachgebrauch hat man beim Klimawandel das «campfire stage» erreicht. Damit gemeint ist das Stadium, bei welchem am Lagerfeuer jeder mit einer noch gruseligeren Geschichte auftrumpfen will. Wenn auch Klimawissenschaftler in den Massenmedien regelmässig die Gelegenheit erhalten, mit besorgter Miene Drohszenarien zu bestätigen, muss das auf den Laien ja beängstigend wirken. Aussagen werden so verkürzt, dass nur die katastrophale Folge ausgemalt wird. Ihre Eintrittswahrscheinlichkeit wird kaum angetönt. Dass eine globale Abkühlung weit schlimmere Folgen haben könnte, kommt nie zur Sprache. Die Komplexität der Materie bleibt dem Zuschauer oder dem Leser verborgen.
Schreckensmeldungen und Untergangsszenarien sind idealer Nährboden für politische Forderungen. Mit ihnen wird das Terrain für heroische Rettungsmassnahmen – sprich für die Akzeptanz staatlicher Lenkungsmassnahmen sowie von Verboten und Geboten – vorbereitet. Und damit wird auch abgelenkt von echten oder gravierenderen Problemen. Sogar die ungelöste Wirtschaftsmigration aus korrupten und gewalttätigen «Schurkenstaaten» darf man heute dem Klimawandel zuschieben. So beten uns die Hohepriester der Klimarettung vor, dass wir die effektiven Sünder seien und uns nur noch mit Windturbinen und Solaranlagen Ablass gewiss sei. Ob es wirkt, ist unwichtig, aber man kann sich damit ein gutes Gewissen kaufen.