publiziert in der Basler Zeitung vom 11. März 2016
John Cook, Doktorand in kognitiver Psychologie, hat 2013 eine Analyse wissenschaftlicher Publikationen zum Klimawandel gemacht und seine Schlussfolgerungen in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters publiziert. Seine Kernaussage, dass 97 Prozent der Wissenschaftler einig seien, der Klimawandel sei menschengemacht, hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Es wird bis heute von Politikern als Beweis des wissenschaftlichen Konsenses aufgetischt. Unterdessen wurde die Studie wiederholt als falsch entlarvt. Cook hatte nämlich sämtliche Arbeiten, die den anthropogenen Anteil an CO2 erwähnten, als Zustimmung zum menschengemachten Klimawandel gewertet. Obwohl die Publikation von Cook nachweislicher Unsinn ist und nicht den simpelsten Regeln einer seriösen Erhebung standhält, wird sie bis heute von Klima-Alarmisten immer wieder zitiert.
Gemäss der Definition von Cook gehöre ich auch zu den 97 Prozent. Ich anerkenne nämlich, dass sich das Klima erwärmt. Und ich sehe auch, dass die Menschheit Kohlendioxid in noch nie da gewesenen Mengen in die Luft bläst. Und ich anerkenne, dass dieses Gas die Eigenschaft hat, bestimmte Wellenlängen der Wärmestrahlung zu absorbieren. Und deshalb vermute ich, dass das menschengemachte CO2 einen Beitrag an die bereits natürlich stattfindende Klimaerwärmung leistet. Das ergibt dann leicht 97 Prozent. Aber das ist kein Konsens über eine menschengemachte Katastrophe. Solch perfid konstruierte Dogmen verunmöglichen eine sachliche Diskussion.
Kollektive Dämonisierung
Sie fokussieren alleine auf den Bösewicht CO2 und leiten die ganze Energiepolitik fehl. Es gibt tatsächlich dringende Gründe, den Gebrauch fossiler Brennstoffe zu reduzieren. Russ, Schwefel und Stickoxide ersticken ganze Städte Asiens im Smog. Gemäss Washington Post sterben alleine in China jährlich 1,6 Millionen Menschen frühzeitig an Folgen der Luftverschmutzung. Die europäischen Industriestädte kannten das Problem im letzten Jahrhundert, als Kohle noch die Grundlage der Energieversorgung war. Die Ablösung durch Öl und Gas hat die notwendige Erleichterung gebracht. Gegenwärtig sind die USA das einzige Land, das seine CO2-Emissionen senkt, weil es seine Stromproduktion von Kohle auf Schiefergas umstellt.
Die kollektive Dämonisierung von CO2 ist nachvollziehbar, wenn man erkennt, dass unterschiedlichste Zielgruppen daraus einen Nutzen ziehen: die Gasproduzenten, wie das Beispiel der USA zeigt, die Kernkraftbefürworter, die für CO2-armen Atomstrom werben, und selbstverständlich alle Subventionsbezüger für Solar-, Windkraft- und seit Jüngstem auch Wasserkraftanlagen.
Dass die Ozeane 50-mal mehr CO2 enthalten als die Atmosphäre und es dort wie auch an Land ein wichtiger Bestandteil der Nahrungskette ist und die komplexen Wechselwirkungen noch lange nicht alle verstanden sind, scheint nicht zu kümmern.
Dass die Erkenntnisse eines übereifrigen Doktoranden in der Politik mehr Gewicht erhalten als wissenschaftlich relevante Fakten, macht deutlich, dass hinter all den Forderungen gar nicht die Sorge um die Natur, sondern knallharte Partikularinteressen stehen. Wenn es um die Natur ginge, müssten wir uns wirklich dringenden globalen Herausforderungen stellen, wie Ressourcenverbrauch, Gewässerverschmutzung, die bereits erwähnte Luftverschmutzung, Abfallentsorgung, Überfischung und so weiter. Aber das ist alles viel schwieriger, als vor einer möglichen Klimakatastrophe zu warnen. Zur Meinungsmache lassen sich immer unsinnige Studien finden.