Kürzlich war in Basel die Swissbau. Eindrücklich wurde diskutiert und gezeigt, wie das Haus der Zukunft aussehen soll. Es soll praktisch keine Energie mehr verbrauchen, oder noch besser sogar mehr produzieren als es verbraucht. Klingt gut. Man muss sich eigentlich fragen, weshalb man das nicht schon lange so macht. Schliesslich baut der Mensch Behausungen seit es ihn gibt. Die kurze Antwort: Weil es keinen Sinn machte. Für die lange Antwort müssen sie weiterlesen.
Das Blockhaus unserer Urahnen war zu hundert Prozent aus Holz, der Kamin aus Stein. Gefeuert wurde mit Holz. Der Energieverbrauch war mindestens zehnmal höher als bei einem Haus nach den neusten Bauvorschriften. Und trotzdem wies es eine einmalige Effizienz auf, die wir nie wieder erreichen werden. Es war vollständig erneuerbar und über alles hin erst noch vollständig CO2-neutral. Ein Ideal an Nachhaltigkeit.
Heute dämmen wir die Gebäudehülle soweit, dass kaum mehr Wärme verloren geht. Der spezifische Wärmebedarf des Hauses sinkt gegen Null. Energie gewinnen wir mit der Sonne, den Strom speichern wir in Batterien, die Wärme im Erdreich. Mit beidem versorgen wir das Haus im Winter. Die Stromspeichertechnik ist zwar noch nicht so weit. Als saisonalen Stromspeicher missbrauchen wir vorläufig noch das öffentliche Netz. Ohne staatlichen Eingriff rechnet sich das nicht.
Solange wir als Massstab der Effizienz nur die Energie bemessen, welche das Haus durch das Kamin und die Gebäudehülle verliert, oder diejenige welche das Solarpanel einsammelt, blenden wir eine ganze Reihe von Faktoren aus und denken die Sache nicht zu Ende.
Was in der Energiewende-Euphorie vergessen geht, ist die zunehmende Komplexität eines Gebäudes und der benötigten Infrastruktur. Solange wir unseren Fokus nur auf den Energieverbrauch des Hauses richten und meinen damit einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten, irren wir. Ein Fortschritt ist erst erreicht, wenn die Summe des Energieverbrauchs zur Gewinnung, Herstellung, Betrieb und Entsorgung sämtlicher Komponenten die über die Lebensdauer des Hauses gebraucht werden geringer ist, als die direkt im Gebäude erzielten Energieeinsparungen.
Wir können nicht mehr zur Blockhütte zurück. Auf den heutigen Komfort wird niemand verzichten. Die heutige Bevölkerungsdichte erlaubt keine Blockhütten mehr. Wir haben Grenzen überschritten, die aus damaliger Sicht unmöglich waren. Diese Grenzen konnten wir nur mit einem erhöhten Ressourcenverbrauch überschreiten. Jetzt wollen wir zwar Öl und Gas aus dem Haus verbannen. Für alle Geräte, Anlagen, Baustoffe, Dämmungen, Speicher und Steuerungen benötigen wir aber immer mehr und komplexere Materialien. Diese Komponenten werden unter Aufwand von Energie irgendwo hergestellt. Deren Lebensdauer ist ebenfalls beschränkt, was ein laufender Ersatz bedeutet. Unter dem Strich resultiert ein Mehraufwand an Rohstoffen, allerdings ausgelagert und nicht im Haus selbst. Das trifft übrigens nicht nur auf den Bau zu, sondern auf alle Produkte die wir konsumieren und anderswo herstellen lassen.
Das ist kein Plädoyer nichts zu tun, im Gegenteil. Es ist eine Aufforderung sich um echten Fortschritt zu bemühen. Das braucht Erfindergeist und den kann man staatlich nicht verordnen. Lösungen welche sich nur mit Subventionen rechnen sind halt kein echter Fortschritt, weil sie alles andere als nachhaltig sind.