publiziert in der Basler Zeitung vom 2. April 2019
Die Hauptsätze der Thermodynamik sind schwere Kost. Der ersteHauptsatz, dass man Energie nicht vernichten, sondern nur umwandeln kann, ist noch der einfache. Schwieriger wird es beim zweiten, der sagt, dass es unmöglich ist, Wärmeenergie vollständig in mechanische Energie umzuwandeln. Deshalb geht beim Autofahren mit einem Verbrennungsmotor soviel an Wärme verloren. Dasselbe gilt bei thermischen Kraftwerken.
Natürlich gilt derEinwand, dass das für die erneuerbaren Energien nicht stimme, da es sich nicht um thermische Prozesse handle. Doch auch beim photoelektrischen Effektundbei chemischen Batteriengibt es unüberbrückbare physikalische Grenzen, die auf denselben Grundprinzipien beruhen, selbst wenn die Ressource grenzenlos ist.Der weitere Spielverderber heisstEffizienz. Wenn das Bereitstellen und Speichernviel Energie braucht, sinkt der effektive Wirkungsgrad, oft verbunden mit einem grossenRessourcenverbrauch. Statt Öl und Kohle brauchtmanRessourcen wie Landschaft und Erze wie Lithium, Kupfer, Kobalt, Uran, seltene Erden. Die ganz grosse Herausforderung ist es denRessourcenverbrauch zu minimieren. JederProzess,von der "Wiege bis zur Bahre“, vom Schürfen der Ausgangsstoffe, bis zum Entsorgen der nicht rezyklierbaren Endstoffemuss berücksichtigt werden.
Wenndaseinfach wäre, wäre alleslängst gelöst.Schon die alten Römer forderten: «Quidquid agis, prudenter agas et respice finem». «Was immer du tust, tu es mitBedacht und bedenke wohin es führt». Wir scheinen die Forderung auch nach über 2000 Jahren noch nicht erfüllen zu können.
Ich kann die Frustration der Schüler begreifen. Es ist ihnen nicht zu verübeln, wenn sie die unerbittlichen Gesetze der Physik noch nicht kennen. Offensichtlich standen die noch nicht auf dem Lehrplan. Bedenklich ist allerdings, wenn sich Wissenschaftler, welche die physikalischen Gesetze kennen müssten, die Schülerstreiks unterstützenund ihre Verantwortung einfach an die Politik abschieben.
Es gibt sie, die motivierten und begabten Forscher, die es fertigbringen, die vermeintlichen technischen Grenzen immer weiter in die Nähe der physikalischen Grenzen zu verschieben. Die Frustration setzt für viele allerdings dann ein, wenn sie meinen endlich die Lösung gefunden zu haben, dabei aber die ökonomischen Hürden ausser Acht gelassen haben. Ich kann Ihnen versichern, die ökonomischen Gesetze sind ebenso unerbittlich und noch viel widerlicher als die physikalischen.