publiziert in der Basler Zeitung am 8. Januar 2019
Am 27. Dezember sorgte CNN mit der Schlagzeile: «Australien leidet unter extremer Hitzewelle mit Temperaturen bis 14 Grad über der Norm» für Aufsehen. Belegt wird dies mit einem Temperaturmodell des privaten australischen Wetterdienstes Weatherzone. Auf der gezeigten Karte sollen im Zentrum des Kontinents Temperaturen von über 40 Grad auftreten. Das ist für diese Jahreszeit nichts Ungewöhnliches. CNN schreibt dann, dass Sydney mit 47,3 Grad seinen heissesten Tag seit achtzig Jahren im Januar 2018 erlebt habe. Januar 2018? Das war aber vor 12 Monaten und hat mit dem aktuellen Wetter nicht das Geringste zu tun. Die Schlagzeile stützt sich auf eine Wettersprecherin von ABC Breakfast News, die korrekt erwähnt, dass die Temperaturspitzen bis zu 14 Grad über den Mittelwerten liegen können. Solche Spitzen sind normal, die Mittelwerte ergeben sich durch die nicht erwähnten Tiefwerte. So schreibt man Fake News.
Die gesamten deutschsprachigen Medien haben die CNN-Schlagzeile ungeprüft nachgeplappert und noch mit Klimahorror gewürzt. Auch die SDA übernimmt diese Meldung offensichtlich ungeprüft, und schon ist die Schlagzeile eines vermeintlichen Ausnahmeereignisses in allen Zeitungen.
Ich schreibe diese Zeilen mit Blick auf einen wunderschönen Strand in Adelaide bei 26 Grad im Schatten. Seit Anfang Dezember bereise ich den riesigen Kontinent und bin wieder einmal von der Vielfalt der Natur und den lebensfreudigen Menschen begeistert.
Früher hiess es: Reisen bildet. Heute trifft wohl eher zu, dass Reisen ein Realitätscheck ist. Im westaustralischen Getreidegürtel um Perth habe ich erfahren, dass die letzten Winter guten Regen gebracht haben und ertragreiche Ernten ermöglichen. Das ist keine Schlagzeile wert. Auch nicht, dass es für die Jahreszeit gerade eher kühl ist. Eindrücklich ist hingegen, was hier produziert und exportiert wird. Im Durchschnitt bewirtschaftet eine einzige Familie 5000 Hektaren Ackerland.
Doch zurück zum Horrorklima im geplagten Land. Die einzigartige Vegetation Australiens, geprägt von riesigen, wild verwachsenen Eukalyptusbäumen, Banksien und Känguru-Blumen, verdankt ihre Existenz einem extrem variablen Klima mit höchsten Temperaturen, wenig Niederschlag, langen Trockenperioden und extremer Besonnung. Waldbrände sind ein natürliches Phänomen. Flora und Fauna haben sich angepasst. Viele Pflanzen sind zur Reproduktion sogar darauf angewiesen. Erst mit Feuer werden ihre Früchte gesprengt, um Samen freizusetzen. In der Asche finden diese dann geeignete Bedingungen, um zu spriessen.
Das hält viele Australier nicht davon ab, ihre Häuser in Wäldern zu bauen. Zwischen alten Eukalyptusbäumen zu wohnen ist tatsächlich attraktiv. Ganze Vorstädte der Metropolen wie Sydney, Melbourne, Perth und Adelaide zeichnen sich durch einen markanten Busch- und Baumbewuchs aus. Die Hausbesitzer sind sich der Brandgefahr durchaus bewusst. Die Prävention von Buschfeuern wird entsprechend ernst genommen. So sehr, dass die Barbecue-verrückten Aussies sogar mal darauf verzichten. Wenn also wieder mal ein Hitzerekord herbeigeschrieben wird, mag das der geschäftstüchtigen Klimaindustrie und deren Inquisitoren dienen, die hitzegewöhnte Natur und diejenigen, die sich daran anpassen, dürften sich nicht beeindrucken lassen.