publiziert in der Basler Zeitung vom 17. August. 2018
Eine unglaubliche Hitzeperiode liegt hinter uns. Phantastisches Wetter während der gesamten Schulferien. Jeden Tag schwimmen gehen. Jeden Abend noch bis spät in der Buvette sitzen. So stellt man sich den idealen Sommer vor. Doch halt. Solch einfache Freude ist politisch nicht mehr korrekt. Angesichts des Klimawandels muss man sorgenvoll die Konsequenzen unseres ausschweifenden Lebensstils bereuen und sich bewusst werden, dass uns apokalyptische Zeiten mit Hitze, Dürren, Überschwemmungen, Waldbränden und Murgängen bevorstehen. Und wer dann leise einwirft, dass es das doch alles bereits schon mal gegeben habe, wird gleich in die Klimaleugnerhölle geschickt und belehrt, dass dies nun eben alles viel häufiger auftreten werde. Einhalt und Rettung könne man nur noch erhoffen, wenn wir auf Fliegen, Autofahren, Fleisch essen und sowieso nahezu alles was Spass macht, verzichten. Kommt Ihnen das nicht wie aus einem schlechten Film über die Inquisition vor? Steht es tatsächlich so schlimm?
Fakt ist, dass sich das Klima erwärmt, seit langem mit dem Rückgang der Gletscher sichtbar und seit 1979 mit Satellitenmessungen weltweit messbar. Und seit 1940 haben sich die menschgemachten CO2-Emissionen rund verzehnfacht. Das hat zu einem 30% Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre beigetragen. Das sind Fakten, über die wir alle schon längst hinaus sein sollten. Dass sich die Menschheit im gleichen Zeitraum unter massivem Wohlstandsgewinn nahezu vervierfacht hat, sei auch noch zu erwähnen.
Die Wissenschaft ist uns allerdings bis heute schuldig geblieben, den anthropogenen Anteil an der Erwärmung zu quantifizieren. „Überwiegend“ ist als Quantifizierung einfach nicht mehr gut genug - und zwar keinesfalls zur Verharmlosung des Umstandes, sondern ganz im Gegenteil. Den quantitativen Einfluss zu kennen, ist von entscheidender Wichtigkeit: Das sagt uns nämlich, wieviel Emissionsreduktionen bewirken können. Ich frage mich immer, wieso das niemand genau herausfinden will. Die heutige Politik, einfach CO2zu reduzieren, hat bisher vermutlich mehr Schaden als Nutzen gebracht, wie zum Beispiel der Anbau von Palmöl, der gigantische Urwaldflächen vernichtet. Genauso die landschaftszerstörende Windvermühlung Deutschlands, welche die CO2-Emissionen kein bisschen senkt. Oder der Versuch mit energiefressenden Maschinen CO2aus der Luft zu filtern. Letzteres ist energetisch übrigens so sinnvoll wie mit Luftentfeuchtern Felder zu bewässern.
Dass wir zunächst von der Kohle, anschliessend von Öl und irgendwann mal von Erdgas wegkommen müssen ist, für mich auch keine Frage. Aber dann bitte mit den Belastungen argumentieren, welche sie verursachen: Luft-, Boden- und Gewässerverschmutzung, die für Mensch und Umwelt viel direktere Folgen haben als die beobachtete Erwärmung.
Ich hoffe, wir verlieren angesichts hoher Temperaturen nicht wieder den Kopf sowie vor sieben Jahren, als eine ungeheure Naturkatastrophe in Japan drei Atomreaktoren zum durchbrennen brachte und uns den Grund lieferte, aus der Kernenergie auszusteigen, obwohl das Reaktorunglück weder Tote noch Langzeitverstrahlte gefordert hat. Wenn wir zu solchen Kurzschlussreaktionen fähig sind, werden wir mit Garantie weder die hochgesteckten Klimaziele noch den Ausstieg aus den Fossilen schaffen. Kühlen Kopf bewahren lohnt sich, auch wenn es politisch unkorrekt ist.