publiziert in Basler Zeitung vom 14.8.2015
US-Präsident Obama hat strikte Massnahmen zur Klimarettung angekündigt. Solche Erklärungen sind mutig. Sie verdienen eine Analyse, sind doch die Vereinigten Staaten nach China das Land mit dem grössten Energieverbrauch. Mit knapp fünf Prozent der Weltbevölkerung produzieren die USA 15 Prozent der globalen CO2-Emissionen. Dass eine Klimaerwärmung mindestens seit dem vorletzten Jahrhundert stattfindet, ist messbar und unbestritten. CO2, das durch die Verbrennung fossiler Energieträger – vor allem in den letzten Jahrzehnten immer stärker – in die Luft geblasen wird, trägt zur Erwärmung bei.
Gemäss Weltklimarat ist das sogar der einzig massgebliche Grund. Angenommen, dieses Modell sei vollständig richtig und ein Klimaziel einer Erwärmung unter zwei Grad Celsius bis ans Ende des Jahrhunderts sei mit CO2-Reduktionen vollständig beeinflussbar.
Was bedeuten dann die von Obama angekündigten Reduktionen? Knapp ein Drittel (30 Prozent) des Energieverbrauchs wird zur Stromproduktion aufgewendet. Der CO2-Ausstoss der Kraftwerke soll um 40 Prozent reduziert werden. Die globalen CO2-Emissionen werden dadurch also um zwei Prozent verringert (15% x 30% x 40% = 2%). Die Ziele Obamas sind durchaus machbar und dank dem billigen Schiefergas sogar ein Geschäft. Man müsste nur alle Kohlekraftwerke durch Gaskraftwerke ersetzen.
Auf das Weltklima hat das aber im besten Fall einen Einfluss von –0,04 Grad. Die Klimaziele von China, Indien und der Mehrheit der Entwicklungsländer sehen jedoch mindestens bis 2030 eine CO2-Zunahme vor, welche die Ambitionen der USA völlig verpuffen lassen.
Wie das Beispiel zeigt, sollten wir endlich aufhören, Klima- und Energiepolitik zu verknüpfen. Eine wirkungslosere Wechselbeziehung ist kaum denkbar. Der Klimaerwärmung muss man mit Anpassung begegnen. Zum Beispiel mit angepasster Landwirtschaft. Wobei dort weltweit das viel grössere Problem der Bedarf an Wasser ist, das mit Klimaerwärmung nur bedingt zu tun hat. Eine weitere Massnahme wäre das unterbinden stets neuer Ansiedlungen in Gebieten, die durch einen Meeresspiegelanstieg gefährdet sind. Der steigt nämlich auch schon seit über 200 Jahren an und wird sich durch die CO2-Reduktion kaum beeinflussen lassen.
Eine Ablösung fossiler Energieträger ist früher oder später notwendig. Dazu braucht es ökonomisch gescheite Alternativen, keine Verknüpfung mit wirkungslosen Klimazielen. Sonst werden ganz dumme Fehler gemacht, wie vielerorts bereits geschehen: In Malaysia werden riesige Regenwälder dem Anbau von Palmöl geopfert. In Brasilien wird Zuckerrohr als Benzinzusatz statt als Nahrungsmittel produziert. Grosse Teile Deutschlands sind unrettbar mit Windturbinen verspargelt, obwohl diese nur 7 Prozent der Stromproduktion und 2 Prozent des Gesamtenergiebedarfs decken.
Weshalb spricht niemand von Forschung und Entwicklung in der Kernenergietechnik? Zugegeben, Atomkraftwerke produzieren zurzeit kaum gewinnbringend. Und Endlager für radioaktive Abfälle auf Hunderttausende von Jahren sind auch unattraktiv.
Doch wieso nicht einmal einen Gedanken daran verlieren, dass diese Abfälle der Brennstoff von morgen sein könnten? In China sind das nicht nur Gedanken, dort werden solche Anlagen entwickelt. Verpassen wir mit unserer ideologisch verseuchten Klima- und Energiepolitik vielleicht etwas Wesentliches?