Markus Häring publiziert in Basler Zeitung vom 17.4.15
In der digitalen Welt von heute sind Modellrechnungen zu Standardinstrumenten geworden. Für Wirtschaft und Wissenschaft sind Computermodelle unverzichtbare Hilfsmittel geworden. Mit Modellen lassen sich jegliche Arten von Prozessen überprüfen, seien sie physikalischer, chemischer oder biologischer Natur. Sie helfen, natürliche Vorgänge besser zu verstehen. Modelle, welche sich als robust und richtig erweisen, können für Projektionen in die Zukunft hilfreiche Hinweise liefern. Zuverlässige Prognosen sind aber nicht möglich.
Die heutigen Klimamodelle sind unglaublich komplex, sowohl was die Rechenkapazität betrifft, aber vor allem was die ungeheuer grossen Datenmengen betrifft. Eines darf man auch bei den grössten Modellen nie vergessen: Es sind immer massive Vereinfachungen der Natur. So sind in den Computermodellen die Atmosphäre, die Ozeane und die obersten Erdschichten rund um die Erdkugel in Würfel von mehreren Kilometern Kantenlänge aufgestückelt. Echte Messdaten wie Temperatur, Druck, Luftfeuchtigkeit und eine Vielzahl anderer Werte werden in diese Würfel gefüttert, selbstverständlich nur in jene, wo Messungen vorhanden sind.
Die Kunst der Modellierer ist nun, dass die Wechselwirkung jedes Würfels mit seinen angrenzenden Würfeln durchgerechnet wird. Als simples Beispiel: In welchem Zeitraum eine bestimmte Wärmemenge von einem wärmeren zu einem kälteren Würfel fliesst. Wobei der Wärmefluss nur einer von sehr vielen anderen Prozessen ist, die gleichzeitig zu berücksichtigen sind und sich auch noch gegenseitig beeinflussen. Es ist einfach vorstellbar, dass die Zahl der daraus resultierenden Rechenschritte astronomisch hoch ist und Supercomputer heiss laufen lässt. Jede Verfeinerung der Modelle lässt den Rechenbedarf exponentiell ansteigen. Die Leistungen der Wissenschaftler, welche solche Modelle konstruieren und aufbauen, sind beeindruckend und verdienen allen Respekt. Herausfordernd wird es, wenn Modelle mit den natürlichen Vorgängen nicht mehr übereinstimmen. Dann weiss man, dass das Modell irgendeinen Prozess noch nicht richtig abbildet, oder dass man irgend- einen Prozess noch nicht richtig begriffen hat. Der Modellierer kniet sich dann rein und versucht den Grund des Fehlers herauszufinden und gibt sich nicht zufrieden, bis er eine plausible Erklärung dafür gefunden hat. Das ist seriöse Wissenschaft, wie man sie von unseren Hochschulen und Forschungsinstituten erwartet. Die Natur ist so ungeheuerlich komplex, dass man gerade mit den besten Modellen immer wieder an neue Grenzen stösst. Das macht Naturwissenschaften so spannend.
Und da setzt sich der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change = IPCC) plötzlich über all diese seriösen Arbeiten hinweg und behauptet: Beim Klima sei alles verstanden. «The science is settled.» Diese Aussage hat meinen Glauben in das Wissenschaftsverständnis des IPCC zerstört. Solche Aussagen leisten sich nur Religionsführer und Pseudowissenschaftler. Der norwegische Physik-Nobelpreisträger Ivar Giaever verweist den IPCC genau in diesen Bereich.
Die Klimaerwärmung stimmt schon seit einigen Jahren nicht mehr mit den Modellen überein. Der IPCC sucht krampfhaft nach Erklärungen, aber stellt sein unzulässig verkürztes Szenario, welches die Klimaentwicklung als lineare und alleinige Folge menschlich erzeugter Treibhausgase propagiert, keinen Moment infrage. Das ist nicht mehr seriöse Wissenschaft, sondern politisch motivierte Agitation.