Für eine tägliche Dosis Empörung bieten Aussagen von Kabinettsmitgliedern oder Chefbeamten der Trump Regierung immer wieder willkommene Schlagzeilen. Jüngstes Beispiel ist eine Aussage des neuen Chefs der US Umweltbehörde EPA, Scott Pruitt. In einem Fernsehinterview des US Sender CNBC hat Pruitt in Zweifel gezogen, dass menschliche Aktivität die Hauptursache des Klimawandels sei.
Während der Guardian die grobe Kelle schwang und ihn gleich in die Klimaleugner Ecke stellte, begnügten sich die Schweizer Medien, inklusive SRF, NZZ und Blick Pruitt als Klimaskeptiker zu brandmarken. Der Tagesanzeiger gab mit der Bezeichnung „Marionette der Erdölindustrie" noch einen obendrauf. Unsere Medien scheinen es verlernt zu haben, selbst zu recherchieren und einmal genau hinzuhören, was ein Chefbeamter in einem Interview wirklich gesagt hat. Dazu der effektive Wortlaut:
"I think that measuring with precision human activity on the climate is something very challenging to do and there's tremendous disagreement about the degree of impact, so no, I would not agree that it's a primary contributor to the global warming that we see. But we don't know that yet. We need to continue the debate and continue the review and the analysis."
"Ich denke, dass eine präzise Messung des Einflusses menschlicher Aktivitäten auf das Klima eine grosse Herausforderung ist und es gibt enorme Meinungsverschiedenheiten über den Grad der Auswirkungen. Und deshalb bin ich nicht einverstanden, dass dies der primäre Einfluss auf den beobachteten Klimawandel sei. Aber wir wissen das noch nicht. Wir müssen die Debatte und die Überprüfung weiterführen und die Analyse fortführen."
Als erstes ist festzuhalten, dass Pruitt den Klimawandel nicht in Frage stellt. Damit ist einmal der Klimaleugner vom Tisch. Zweitens stellt er den menschlichen Einfluss auf das Klima auch nicht in Frage, sondern nur dessen Beitrag. Das ist genau der Punkt, an welcher eine nicht genau definierte Wissenschaftlergemeinschaft den viel beschwörten Konsens postuliert, aber weder herleiten noch quantifizieren kann. Dem gegenüber äussert sich Pruitt in wissenschaftlich korrekter Manier, dass man dies herausfinden soll. Das hat tatsächlich mit Skepsis zu tun, aber eben nicht in einer abwertenden Bedeutung. Sondern mit einer Skepsis wie sie so manchem Wissenschaftler gut stehen würde. Auf jeden Fall besser, als vermeintliche Mehrheitsmeinungen unreflektiert nachzuplappern.
Dieses Post ist keine Stellungnahme für irgendeine politische Richtung in den Vereinigten Staaten. Es ist eine Kritik an der fehlenden journalistischen Sorgfalt in unseren Medien. Abschreiben dominiert über recherchieren und analysieren. Wir haben besseres verdient.