publiziert in der Basler Zeitung vom 11. Juni 2019
Wir lieben unsere Berge, unsere Flüsse, Seen und Landschaften. Die Berge sind gottgegeben, aber schöne Landschaften, saubere Flüsse, Seen und saubere Luft sind in einem dichtbesiedelten Land alles andere als selbstverständlich. Wir können uns Umweltschutz leisten. Schonende Landwirtschaft, Kläranlagen, Kehrichtverbrennung, Recycling, Luftreinhaltung sind nicht zum Nulltarif zu haben. Die ganze Palette von CO2-Reduktionsmassnahmen, wie Gebäudeisolation, Wärmepumpen und die Bereitstellung CO2-armer Elektrizität haben einen Preis.
Es ist kein Zufall, dass reiche Länder eine intaktere Umwelt haben als ärmere Länder. Luft-, Boden- und Gewässerverschmutzung, Abfallprobleme, ineffizienter Verbrauch von Kohle und Erdölprodukten konzentrieren sich bei den aufstrebenden Ländern. Dort sind nicht nur die grössten Umweltprobleme, sondern auch die grössten Zuwachsraten betreffend Wirtschaft und Bevölkerung.
Wohlstand ermöglicht Umweltschutz und senkt den Bevölkerungszuwachs. Wohlstand bedingt jedoch Energie. Wollen wir den aufstrebenden Ländern dies ermöglichen, müssen wir ihnen einen höheren Energieverbrauch zugestehen, etwas das in den Augen vieler Klimaschützer paradox erscheint.
Im Sorgenbarometer der Weltbevölkerung figurieren Umweltaspekte wie Klimawandel unter „ferner liefen“, wie eine repräsentative Umfrage von Ipsos Public Affairs ergab. Die grössten Sorgen sind Arbeitslosigkeit, Korruption, Armut, Kriminalität, Gesundheit und Bildung, nicht Umweltthemen. Das Sorgenbarometer, welches die CS jährlich in der Schweiz erhebt, kommt zwar zu ähnlichen Resultaten, aber Umweltschutz, inklusive Klima, kommt bereits an fünfter Stelle.
Es ist gut, dass wir uns über die umweltbelastenden Emissionen unseres Konsums Sorgen machen und nach Lösungen suchen. Der grösste ungelöste Brocken sind heute die Treibhausgasemissionen, vornehmlich aus der Verbrennung fossiler Energie.
Als Forschungs- und Innovationsland sind wir in der privilegierten Situation, dass wir dazu Lösungen erarbeiten können und auch finden mögen. Nur dürfen wir uns nicht der Illusion hingeben, dass mit teuren Lösungen, welche nur wir uns leisten können, ein messbares Resultat erzielt wird. Einen konstruktiven Beitrag leisten wir erst mit Lösungen, die sich auch weniger begünstigte Länder leisten können.