Woher kommt die Faszination auf Katastrophenszenarien? Die Antwort ist vermutlich komplex und Sozialwissenschaftlern zu überlassen. Als Naturwissenschaftler faszinieren mich nicht Katastrophen, sondern die Dynamik der Natur, deren Variabilität und deren laufende Veränderungen. Katastrophen erlebt immer nur ein unmittelbar Betroffener, die Natur kennt bloss Ereignisse. Das ist keine zynische, sondern eine sachliche Sichtweise. Sie ist zur Lösungsfindung von Fehlentwicklungen wesentlich besser geeignet als Angstmache.

Dass der zunehmende Verzehr fossiler Ressourcen durch die menschliche Spezies auf die Dauer kein gangbarer Weg ist, braucht hier wohl kaum diskutiert zu werden.

Versucht man nun aber eine Fehlentwicklung mit Alarmismus und Klimahysterie zu bekämpfen, und empfiehlt im Namen der Wissenschaft kurzsichtige und unausgegorene Massnahmen, erreicht man oft das Gegenteil. Gedient ist dabei niemandem, am wenigsten der Natur.

So bereits geschehen in Deutschland. Mit dem Entscheid Strom aus Solar- und Windkraft jährlich mit Milliarden Euros zu subventionieren und dafür Kernkraftwerke stillzulegen, hat der Verbrauch von Braunkohle zur Stabilisierung des Netzes zugenommen. Gleichzeitig wurden funktionierende Märkte kaputt gemacht. Die Auswirkungen reichen bis in die Schweiz. Fragen Sie einmal einen Bürger aus Olten, dem Sitz von Alpiq, weshalb er nun mehr Steuern bezahlen muss.

Es ist nicht einzusehen weshalb wir mit der Energiestrategie 2050 genau die selben Fehler wiederholen sollten. Der Energieverbrauch der Schweiz beträgt 0.1 Prozent des Weltverbrauchs. Eine Reduktion unseres Verbrauchs, sei es selbst  50%, was ziemlich unrealistisch erscheint, wäre in der Auswirkung auf das Klima völlig vernachlässigbar und ohne jeglichen Nutzen für die Schweiz und die Welt. Es ist beim besten Willen nicht nachvollziehbar, weshalb man die Energiepolitik mit der Klimafrage in Zusammenhang bringt. Eine solch unbedeutende Wechselbeziehung kann doch niemals Grundlage für einen Entscheid volkswirtschaftlicher Bedeutung sein. Auch das Argument, der Welt ein Vorbild zu sein, steht auf wackligen Füssen: Mit Maßnahmen, unter anderem Subventionen, die so teuer sind, dass sich das niemand anders als die reiche Schweiz leisten kann, kann man die Weltgemeinschaft kaum überzeugen.

Dass wir aber in der privilegierten Lage sind Forschung und Innovation zu betreiben, ist was anderes. Das ist zu nutzen. Dafür günstige Rahmenbedingungen zu schaffen ist sinnvoll. Doch gerade hier versagt die geplante Energiestrategie ein weiteres Mal. Mit implizit eingebauten Denkverboten zur Weiterentwicklung von Technologien wie zum Beispiel der Kernkraft, versucht man selbst die Innovationskraft zu lenken. Das kann nur schiefgehen. Erfindungen kann man nämlich nicht bestellen, die geschehen unvorhergesehen, sonst wären es keine. 

Und hier sind wir zurück beim Blick in die Kristallkugel: Die Lust dazu wird wohl nie vergehen. Gelungen ist es bisher niemandem, auch nicht Finanzjongleuren und Wirtschafts­wissen­schaftlern, die sich objektiv auf einem überschaubareren Feld bewegen als das globale Klimageschehen. In diesem Sinne dürfen wir die Klimaalarmisten getrost in die Ecke der Wahrsager stellen, auch wenn sie ihre Behauptungen mit noch so vielen Modellen belegen. Als Wegweiser für eine nachhaltige Energiepolitik sind sie untauglich.

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AuthorMarkus Häring